Digital Product Passport Austria & Beyond

Der Digitale Produktpass (DPP) soll künftig eine zentrale Rolle für mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette von Produkten spielen. Verankert in der Ökodesign-Verordnung (ESPR) auf EU-Ebene, werden im DPP künftig Produktinformationen digital erfasst, gespeichert und maschinenlesbar zugänglich gemacht. Im Fokus stehen dabei insbesondere Nachhaltigkeitsdaten – etwa zu Materialien, Reparierbarkeit, CO₂-Fußabdruck oder Recyclingfähigkeit.

Der DPP gilt als ein wesentlicher Baustein für die Umsetzung einer zirkulären Wirtschaft. Er soll jedoch nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch als zentrale Informationsinfrastruktur für weitere produktbezogene Regulierungen dienen. Ziel ist es, langfristig Berichtspflichten zu vereinfachen, Effizienz in der Datennutzung zu steigern und neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

Aktuell bestehen jedoch noch zahlreiche offene Fragen zur konkreten Ausgestaltung und Umsetzung des DPP, da die genaue Ausgestaltung noch in Arbeit ist. Eins ist jedoch fix, aber 2027 sollen die ersten DPPs für Batterien verpflichtend werden, danach folgen weitere Produktgruppen. Mehr Details zum aktuellen Stand finden Sie unter „Infos zum DPP“.

Die praktische Umsetzung des Digitalen Produktpasses stellt für viele Unternehmen eine erhebliche Herausforderung dar. Einerseits werden viele der künftig geforderten Datenpunkte bislang nicht systematisch erfasst, und es fehlt häufig an Transparenz in komplexen Lieferketten. Andererseits ist der Digitalisierungsgrad zahlreicher Prozesse noch nicht ausreichend, um die Anforderungen des DPP zuverlässig zu erfüllen. Umso wichtiger ist eine gezielte Unterstützung von Unternehmen bei diesem strukturellen Wandel.

Genau hier setzt PASSAT – Digital Product Passport Austria & Beyond an: Als österreichisches Leuchtturmprojekt begleitet PASSAT insbesondere heimische Unternehmen bei der Vorbereitung auf die kommende Regulatorik. Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung zukünftiger Anforderungen, sondern auch um die strategische Nutzung des DPP als Werkzeug für Kreislauffähigkeit und nachhaltige Geschäftsmodelle. Denn, für den Industriestandort Österreich ist es entscheidend, die Transformation aktiv mitzugestalten, um nicht nur Schritt zu halten, sondern eine Vorreiterrolle in Europa einzunehmen.

Projektziele

Use Cases

Use Case Textilien
Textilien gehören zu den ersten Produktgruppen, die durch die Ökodesign-Verordnung erfasst werden und aufgrund ihres hohen Umwelt­einflusses sowie ihrer komplexen Lieferketten einen DPP benötigen. PASSAT geht diese Herausforderungen gemeinsam mit den Herstellern Löffler und Grabher an und entwickelt DPPs sowohl für Bekleidungs- als auch für Nicht-Bekleidungs-Produkte. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Erfassung und Strukturierung von Daten entlang der fragmentierten Liefernetzwerke. Um den DPP physisch mit dem Produkt zu verknüpfen, untersucht PASSAT gemeinsam mit dem Projektpartner Silana Technologien für Daten­träger, darunter nahtintegrierte Identifikatoren. Die assoziierten Partner Fussl und Lenzing bringen Anwendungsfälle aus dem Einzelhandel, der Wiederaufbereitung und dem Faser­recycling ein, bei denen DPP-Daten genutzt werden.

Use Case Elektronik
Elektronikprodukte stehen im Fokus der Ökodesign-Verordnung aufgrund ihrer kurzen Lebenszyklen, ihres hohen Ressourcenverbrauchs und niedriger Recyclingquoten. PASSAT unterstützt die Umsetzung, indem es gemeinsam mit den Herstellern Fronius und EAW Digitale Produktpässe für elektronische Bauteile und Systeme entwickelt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Strukturierung von Lebenszyklusdaten gemäß internationaler Standards (z. B. Asset Administration Shell), um einen maschinenlesbaren und benutzerfreundlichen Zugriff zu ermöglichen und so eine nahtlose Integration in digitale Wertschöpfungsketten zu fördern. Anwendungsbereiche umfassen Produktdokumentation, Umweltinformationen und Service-Daten. Die digitale Plattform Secontrade bringt Anwendungsfälle zu Wiederverwendung, Reparatur und Recyclingstrategien ein, die auf DPP-Daten basieren.

Use Case Übertragbarkeit Skiindustrie
Die Skiindustrie ist derzeit nicht vorrangig in der Ökodesign-Verordnung berücksichtigt, bietet jedoch ein nahezu unerschlossenes Feld, um die Anwendbarkeit des DPP in nicht regulierten Branchen zu erforschen. PASSAT nutzt diesen Use Case, um die Übertragbarkeit von DPP-Konzepten zu bewerten – mit Fokus auf den wirtschaftlichen Nutzen, die Umsetzbarkeit und die Integration in bestehende Produktionsprozesse. Gemeinsam mit den Herstellern Atomic und Wintersteiger trägt dieser Anwendungsfall dazu bei, Wege für eine breitere Akzeptanz des DPP über die ESPR-Prioritätssektoren hinaus zu identifizieren.

Projektpartner